Warum Empathie wichtiger ist

Empathie für Herdenschutzhunde

Vor zwei Jahren zog Arwen bei uns ein. Die kleine Hündin kam frisch aus dem Tierheim in Griechenland.

Und sie hatte eine tagelange Reise im Transporter hinter sich.

Aufgewühlt, traumatisiert und voller Ängste – es hat mir das Herz zerrissen, die Kleine so zu sehen.

Ihre Geschichte war mir schon auf der Suche nach einem Herdenschutzhund nicht aus dem Kopf gegangen.

Meine Arwen wurde mit drei ihrer Geschwister und gerade 20 Tage alt in einer Holzkiste vor dem Tierheim abgestellt. Niemand weiß, was passiert ist oder woher sie kamen. Eine Schwester überlebte es nicht.

Allen guten Mächten sei gedankt: In diesem Tierheim fanden die Welpen einen sicheren Platz und wuchsen unter vielen anderen Hunden auf. Die meisten mit ähnlichen oder noch schlimmeren Erfahrungen.

Doch hier angekommen, stand meinem Mädchen ein weiter Weg bevor. Sie kannte das Leben in einer Familie, im Haus, mit Katzen und einem Dorf voller anderer Hunde nicht.

Alles machte ihr Angst. Selbst das Geräusch, wenn der Wind sanft durch die Birken im Garten streicht.

Mein Mitleid für dieses Hundewesen war groß. Keine Frage. Ich wollte sie umsorgen und alles für sie tun, damit es ihr endlich gut geht.

Mitleiden ist nicht genug

Arwen brauchte viel Nähe und Zeit, um die ersten Wochen zu bewältigen.

Unzählige Stunden saß sie an meiner Seite und schaute, wurde ruhiger und kam langsam an.

Ich fühlte mich überfordert. Hatte mich doch kein Buch und kein Gespräch während der Hundeadoption darauf vorbereiten können, wie hart es ist.

Das Mit-Leiden hatte mich so in Beschlag genommen. Ständig sah ich nur Arwens Vergangenheit und ihre Ängste.

Und ja, es ist wichtig, so mitfühlen zu können und sich hineinzuversetzen.

Aber: Dieses Mitleiden darf nicht Überhand nehmen.

Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass meine Kleine nicht nur ein Hund ist, der Leid erfahren hat – sie ist auch eine Hundedame mit einer schönen Zukunft.

Und sie sollte endlich frei und glücklich sein.

Empathie geht einen Schritt weiter

Das Mitleid fokussiert dich auf das, was war. Du siehst das Vergangene und die leidvollen Erfahrungen.

Und dieses Gefühl schränkt dich ein, genauso wie deinen Hund.

Als mir das klar wurde, hat sich vieles verändert.

Ich habe sehen können, was meine kleine Arwen brauchte. Wo sie in ihrer Entwicklung steht. Und woran wir zusammen arbeiten mussten. Mir fiel es leichter, ihr Grenzen zu setzen und ihr zu zeigen, was sie darf und was nicht.

Das sehen zu können, ist Empathie.

Empathie ist im Gegensatz zu Mitleid hilfreich für die Gegenwart und Zukunft des Hundes. Sie beschränkt sich nicht auf vergangenes Leid oder die Angst in den Hundeaugen.

Sie sieht, was dein Hund braucht, um glücklich zu sein.

Erziehen mit Empathie

Meine Arwen ist nicht der besterzogenste Herdenschutzhund. Sie hat ihre sturen Momente. Sitz und Platz „kann“ sie nur, wenn sie darauf Lust hat. Und an manchen Tagen ist Bellen ihr liebster Zeitvertreib.

Und das liegt nicht an ihr. 😉

Aber – und das ist mir wichtiger – die Kleine ist nicht nur körperlich gewachsen. Sie hat sich darauf eingelassen, mit Katzen zusammenzuleben, ihre Menschen zu verstehen und sich in das Familienleben einzufügen.

In diesen Monaten hat Arwen so viel innere Sicherheit gewonnen, dass sie Fremdes nicht mehr aus der Bahn wirft. Ein Handwerker im Haus? Klar, der wird angebellt – aber auch neugierig begutachtet.

Und das ist es, was Empathie für unsere Hunde leisten kann.