
Kennst du schon dieses Vorurteil? „Herdenschutzhund als Familienhund? Die haben nichts im Haus verloren und mit Kindern können die gar nicht. Das ist super gefährlich!“
Was an diesem Vorurteil dran ist und ob sich ein Herdenschutzhund als Familienhund eignet, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Der ideale Familienhund
Woran denkst du bei einem idealen Familienhund? Doch bestimmt an ein freundliches und allzeit zu Späßen aufgelegtes Kuschelmonster.
Ein Hund, der nicht aus der Ruhe gerät, wenn ihm das Nachbarskind zum wiederholten Mal an der Rute zieht.
Der ideale Familienhund ist leicht erziehbar und freundlich. Er liebt es mit seiner Familien Ausflüge zu unternehmen – je mehr Abenteuer, je besser. Doch auf dem Sofa mümmeln, das muss er auch können.
Eigenschaften des idealen Familienhundes
- geduldig und ruhig
- friedlich und lieb zu Kindern
- starke Nerven
- sehr geringer Schutz-, Wach- und Jagdtrieb
- menschenbezogen und hat Wunsch, seinen Menschen zu gefallen
Da denkt man doch gleich an Collies, Berner Sennenhunde oder Golden Retriever – die ganz typischen Familienhunde.
Familienhunde sind so vielfältig wie Familien
Der „perfekte“ Familienhund ist ein Idealbild. Und dieses Idealbild orientiert sich an einer jungen Familie mit Kindern, die sportlich aktiv ist, in ihren frühen Dreißigern und mit jeder Menge Besuch im Haus.
Aber: Familie kann so vieles sein.
Es gibt Familien ohne Kinder oder mit Kindern, die schon aus dem Haus sind. Familien mit ein oder zwei in Vollzeit arbeitenden Elternteilen oder Empty-Nester, die ihren Ruhestand genießen. Stadt- oder Landmenschen, Aktive oder ganz Gemütliche. Alleinerziehende oder Singles mit Eltern und Großeltern.
Wenn es um Familienhunde geht, ist der Charakter der Familie wichtig – er entscheidet, welcher Hund der passende ist.
Darauf kommt es an
- Familie mit oder ohne Kinder?
- Wie alt sind die Kinder?
- Wie viel Zeit hat die Familie für den Hund?
- Wie aktiv ist die Familie in ihrer Freizeit?
- Noch im Arbeitsleben oder im Ruhestand?
- Lebt die Familie auf dem Land, in der Stadt, im Eigenheim mit Garten?
Ein hochaktiver Collie wird bei Ruheständlern wahrscheinlich kein perfekter Familienhund sein, weil es ihm an Auslastung und Bewegung fehlt. Aber für die aktive, junge Familie ist er die Idealbesetzung.
Zu welcher Familie passt der Herdenschutzhund?
Herdenschutzhunde haben einen hohen Schutz- und Wachtrieb. Das macht sie aus. Das ist ihr Talent und dafür leben sie.
Dieses Talent sorgt auch dafür, dass ein Herdenschutzhund sein Haus und seine Familie bewacht. Vor allem gibt er darauf acht, wer das Haus betritt und sich in direkter Umgebung aufhält.
Doch das ist nur eine Seite – und leider auch der Grund für viele Vorurteile.
Herdenschutzhunde auf ihren Schutz- und Wachtrieb zu reduzieren, wird diesen besonderen Hunden nicht gerecht.
Sie sind Wächter und sie sind feinfühlig. Und sie brauchen eine feste Bindung, Nähe und Stabilität. Diese Hunde brauchen Familie.
Die Bindung zwischen Mensch und Herdenschutzhund ähnelt sehr stark der Eltern-Kind-Bindung.
Ein Herdenschutzhund ist also weit mehr als ein Wachhund, der das Gelände sichert.
Diese besonderen Hunde sind Teil der Familie. Und Familienmitglieder, die alles daran setzen, dass es ihren Menschen und ihren Mit-Haustieren gut geht.
Wenn du dir ein Familienmitglied wünschst, dass deine „Herde“ beschützt und dir sofort sagt, wenn etwas nicht stimmt und wenn du bereit bist, ihm Liebe und Zeit zu schenken, dann wirst du mit einem Herdenschutzhund glücklich.
Das brauchte ein Herdenschutzhund
- Haus mit Garten auf dem Land
- Hundebetreuung oder nicht Vollzeit außer Haus
- Kleine Kinder nur unter Aufsicth
- Interesse und Zeit, mit dem Hund zu arbeiten und auf ihn einzugehen
- Wenige Besucher, kein offenes Haus
Herdenschutzhunde fühlen sich im Haus sehr wohl und brauchen einen Garten, in dem sie sich frei bewegen können. Die Umgebung sollte ländlich und ruhig sein, weder viel Besuch, noch ständig neue Menschen im Haus. Wenn du Vollzeit arbeitest oder lang außer Haus bist, ist eine Hundebetreuung empfehlenswert.
Kleinkinder sollten nicht ohne Aufsicht mit dem Hund Zeit verbringen – ältere Kinder nur, wenn sie von dir gut vorbereitet sind und verstanden haben, dass ein Hund kein Spielzeug ist. Kinder sind nicht in der Lage, einen Herdenschutzhund an der Leine zu führen. Einerseits wegen seiner beachtlichen Größe und Kraft, andererseits weil es mentale Ausgeglichenheit braucht, Herdenschutzhunde zu führen.
Fazit
Herdenschutzhunde sind keine typischen Familienhunde. Ihnen hängen viele Vorurteile an und oft werden sie missverstanden.
In der richtigen Familie unter den richtigen Umständen, sind Herdenschutzhunde wunderbare Familienhunde. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass du dich mit deinem Herdenschutzhund beschäftigst, seine Bedürfnisse kennst und ihm ein sicherer Bindungspartner bist.
Deshalb empfehle ich Herdenschutzhunde nur für Familien, die genug Zeit für diese besonderen Hunde haben. Dazu gehören nicht: junge Familien, Workaholics oder Familien, in denen Angehörige gepflegt werden.
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